Tour Transalp: Mit dem Rennrad über die Alpen

27. Juni 2022

Break your Limits: Alpenüberquerung mit dem Rennrad in 7 Tagen – Etappenrennen vom Reschensee zum Gardasee

Mit dem Fahrrad die Alpen zu überqueren, davon träumen viele Radsportlerinnen und Radsportler. Die Tour Transalp bietet diese Möglichkeit im Rahmen einer organisierten Tour durch die italienischen und Schweizer Alpen.

Hinweis aus Transparenzgründen: Die Teilnahme erfolgte auf Einladung des Veranstalters, ohne Bezahlung.

In 7 Tagesetappen geht es ohne Ruhetag über 600 Kilometer und 16.000 Höhenmeter durch atemberaubende Berglandschaften über legendäre und herausfordernde Pässe. Damit ist die Tour Transalp eines der bedeutendsten Rennrad-Etappenrennen für Jedermänner in Europa. Dementsprechend international sind auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichsten Nationen. Gestartet wird am bekannten Reschensee, am Fuße des Reschenpass.

Rennrad tour transalp 2022 start Reschensee

Wir nutzen die Tour Transalp als organisiertes und einzigartiges Trainingslager. Als Rennformat liegt ein mehrtägiges RR-Etappenrennen mit mehrstündiger Etappendauer für uns zu weit von unserer Kerndisziplin, dem CC-MTB mit 60-80min intensiver Renndauer, entfernt.

Akkreditierung und Abläufe

In Graun am Reschensee erfolgt die Akkreditierung, man erhält seine Startunterlagen, Tour Transalp Reisetasche, Tagestasche, Startnummern, Essensgutscheine und die Tickets für den Rad- und Rücktransport, wenn gewünscht. Wer mit dem Auto anreist, kann dieses auf einem eigens organisierten Parkplatz für die Dauer des Etappenrennens sicher abstellen.

Das Rennrad wird täglich in einem überwachten Bikepark abgegeben und am Morgen des jeweiligen Renntages abgeholt, der Gepäcktransport erfolgt von Unterkunft zu Unterkunft durch den Veranstalter. Die großen Reisetaschen werden täglich um 6:30 Uhr in der Unterkunft abgeholt und in die nächste transportiert. Die Tagestasche, welche man direkt im Zielbereich nach der Ankunft wieder erhält, muss bis 8:15 Uhr bis 8:30 Uhr, also 30-45 Minuten vor dem Start um 9 Uhr, aufgegeben werden.

Gepäck tour transalp

Nach dem Erhalt aller Unterlagen, Taschen und Informationen zur Organisation erfolgt am Vorabend der ersten Etappe das erste Streckenbriefing auf Deutsch und Englisch im Anschluss an die Pasta-Party „Meet & Eat“. Die Nudeln und der Apfelstrudel sind inklusive, Getränke müssen selbst bezahlt werden.

Wir begeben uns nach dem Briefing ins Hotel, packen unsere Gepäcktaschen und bringen diese bereits am Vorabend vor der frühen Abholung zur Rezeption, um etwas mehr Schlaf zu bekommen. Noch kurz das Wetter checken, Trikot mit Dextro Riegel und Gels richten, Trinkflaschen mit Iso vorbereiten und Startnummern montieren, ehe wir schlafen gehen.

Am Sonntag, dem ersten Renntag, erfolgt der Rennstart und Abgabe der Tagestaschen ausnahmsweise eine Stunde später, um 10 Uhr. Das ermöglicht ein entspanntes Ankommen und Zurechtfinden der Abläufe. Wir starten unseren Tag um 7:30 Uhr und treffen beim Frühstück bereits die ersten Teilnehmer und Helfer des Veranstalters, denen wir direkt das vom Veranstalter erhaltene Schriftstück mit der Adresse unseres nächsten Hotels übergeben. Die komplette Liste aller Unterkünfte sollte dem Veranstalter im Vorfeld mitgeteilt werden, damit der Gepäcktransport reibungslos funktioniert. Wir erhalten die Infos vom Veranstalter zu unserem nächsten Hotel leider erst am Vorabend, was später noch zu Komplikationen führen wird…

Nachdem wir beim Frühstück von den erfahrenen Teilnehmern ein paar Infos erhalten haben, bringen wir unser Auto zum eingerichteten Dauerparkplatz und geben unsere Taschen am LKW ab. Noch schnell die Räder abholen und los geht’s!


Vor dem Start des rennens

Etappe 1: Reschensee (IT) – Zernez (CH) (76,93km, 1.374Hm, Level 3/5)

Pünktlich um 10 Uhr erfolgt der Startschuss für den Startblock A, drei Minuten später für den Startblock B und schließlich den Block C. Die ersten Kilometer führen neutralisiert um den malerischen Reschensee mit dem bekannten Kirchturm im Wasser, ehe das Rennen freigegeben wird.

Verpflegungsstation

Der Tour-Einstieg beginnt mit einer nicht allzu anspruchsvollen Etappe durch das Vinschgau durch schöne kleine Orte mit relativ flachen und nicht allzu langen Anstiegen. Zwei Verpflegungsstationen stellen die Versorgung mit genügend Flüssigkeit und Nährstoffen sicher, die bei weit über 30 Grad in den Anstiegen auch dringend benötigt werden.

Bike etappe 1

Die enorme Hitze (laut Tacho teilweise über 38 Grad) in Kombination mit der ungewohnten und plötzlichen Höhe machen uns und weiteren Teilnehmenden an den ersten beiden Tagen doch zu schaffen. Der Asphalt glüht, die Sonne brennt und die Steinwände reflektieren jeden Sonnenstrahl. Auf recht flacher Zieleinfahrt erreichen wir das schöne schweizerische Zernez und verpflegen uns im Zielbereich noch einmal, ehe wir uns in unser Hotel begeben – dachten wir.

Im Hotel angekommen finden wir auch schon unsere Gepäcktaschen vor und checken als Mitglieder des Veranstalters ein, endlich eine erfrischende Dusche im besten 3 Sterne Hotel der Schweiz. Währen der Dusche klopft es an unserer Tür, es wollen weitere Mitglieder des Veranstalters einchecken und in unser Zimmer. Nach 1,5 Stunden stressigen Telefonaten und klärenden Gesprächen mit dem Veranstalter stellt sich heraus, dass wir und unser Gepäck wohl im falschen Hotel untergekommen sind. So haben wir uns unsere Regeneration nicht vorgestellt…

Dank des sehr freundlichen und kundenorientierten Hotels können wir unser Zimmer auf eigene Kosten dennoch behalten uns ersparen uns ein erneutes Packen sowie eine 30 minütige Zugfahrt. Endlich können wir uns entspannen, holen uns noch den frischen Nachmittagssnack des Hotel und begeben uns zum Yoga mit unseren Reboots auf die Dachterrasse.

Zernez hotel

In Zernez gibt es keine „Meet & Eat“ Pasta-Party, sondern 10€-Gutscheine für die örtlichen Restaurants, wo wir uns noch Spaghetti bestellen bevor es schon wieder Zeit zum packen und schlafen ist.

Etappe 2: Zernez (CH) – Bormio (101,81km, 2.758Hm, Level 5/5)

Nach dem Stress des Vortages mit sehr durchwachsenen Chancen zur Regeneration steht uns am zweiten Tag nach einem hervorragenden Frühstück mit Müsli, frischen Eierspeisen und Waffeln die Königsetappe mit Grenzüberfahrt nach Italien bevor.

Hotel Frühstück

Den ersten Akzent setzt der Ofenpass, den wir gut überwinden. Wie auch bereits am Tag zuvor ist die Tour wunderbar. Die Strecken grandios für das Auge, perfekt ausgeschildert und toll durchdacht.

ehe wir ab Kilometer 55 das Stilfser Joch erreichen, das uns über 1.900 Höhenmetern am Stück auf 2.757 Meter Höhe und damit auf einen der höchsten Alpenpässe führt.

Die Höhe und erneute Hitze und Streckenlänge verlangen uns einiges ab, aber die wechselnde Aussicht und weitere Radfahrerinnen und Radfahrer, auch einige Radprofis, begleiten uns auf unserem Weg nach oben.

Nachdem die ersten 55 Kilometer sehr locker gingen, war das am Stelvio nicht mehr der Fall. Die Beine wurden sehr schwer.

Ofenpass

Nach dem Gipfel begeben wir uns in die 20 Kilometer lange Passabfahrt in den Zielort Bormio. Wer Zeit hat und etwas mehr Regeneration benötigt, kann hier einen Thermenbesuch einplanen.

Stelvio 2022

Wir werden am Abend vor dem Essen erst mal vom Veranstalter zugehörigen Gepäckverantwortlichen in einer respektlosen Art angeschrien, wo unsere Hotelliste ist, die wir vom Veranstalter noch nicht einmal selbst erhalten haben. Wir haben lediglich die Hoteladresse unseres folgenden Hotels in der Nacht zuvor erhalten, als wir bereits geschlafen hatten, und dem Gepäckwagen direkt am Morgen um 6:40 Uhr diese neue Info übermittelt.

Gelegen ist diese Hotel in 6 Kilometer Entfernung und 500 Höhenmeter oberhalb von Bormio. Wie wir dort hin kommen sollen, um vor dem Essen zu duschen? Und wie wir dort nach dem Duschen wieder in den Ort kommen sollen zum Essen? Und danach wieder zurück ins hoch gelegene Hotel? Und am nächsten Tag wieder zum Start?

Wir wissen es nicht, ein Shuttle gibt es nicht, vom Veranstalter gibt hören wir nichts. Somit verbleiben wir nach dieser anstrengenden Königsetappe ungeduscht im Zielbereich und warten, bis es um 18 Uhr wieder Nudeln gibt.

Kurz vor 20 Uhr buchen wir uns auf eigene Kosten ein Taxi ins Hotel. Das bis spät Abends warme Wetter lässt unsere Laune kurz vor dem Schlafen beim Vorbereiten der nächsten Etappe wieder steigen.

Etappe 2

Etappe 3: Bormio – Livigno (46,67km, 1.775Hm, Level 3/5)

Dass wir inzwischen in Italien angekommen sind, merken wir besonders am Frühstück. Es gibt eine große Auswahl an Kuchen aber kaum nahrhafte Lebensmittel oder geeignetes Essen vor dem Start der dritten Etappe. Da dies sehr typisch für Italien ist, würden wir empfehlen, sich eigene Haferflocken mitzubringen 🙂 damit ist das gelöst.

Erneut buchen wir uns auf eigene Kosten ein Taxi, um zum Start zu gelangen. Die Abgabe der Tagestaschen ist heute schon um 8:15 Uhr und so sind wir früher am Start. Das Wetter ist wieder warm und so ist die frühe Taschenabgabe nicht schlimm. Im CC-Rennsport fliegen Beinlinge und Jacken frühestens 2 Minuten vor dem Start aus dem Startblock.

Das Rad aus dem Bikepark geholt, starten wir auf die mit 1.775 Höhenmeter auf 46 Kilometern kürzeste Etappe und einzige Möglichkeit zur Erholung. Dennoch stehen zwei Pässe, ein langer, bevor und wir klettern weiter in die Höhe auf über 2200 Meter Höhe.

Nach dem ersten Pass, geschieht der erste und einzige Defekt, meine Kette fällt runter und verhakt sich komplett. Zum Glück bekommen alle Fahrer und Fahrerinnen kostenlosen mechanischen Support durch Specialized. Während und nach dem Rennen.

Der Ruhetag kommt genau zur richtigen Zeit. Denn die ersten beiden Tage waren sehr anstrengend. Der Körper kam noch nicht richtig in Schwung und ist einfach noch nicht a klimatisiert.

Obwohl es erst zwei Tage sind. Haben diese bereits ordentlich Körner gekostet. Die Anstiege sind deutlich steiler als wir es gewohnt sind. Und die vielen niedrigen Umdrehungen machen sich im Muskel bemerkbar.

Am Anstieg des Passo Foscagno treffe ich zufällig eine Freundin auf dem Rennrad und wir fahren diesen Anstieg gemeinsam nach oben. Danke für die Unterhaltung, Nadja, das hat mir diesen langen Pass deutlich kurzweiliger gestaltet.

Ebenso kennen wir mittlerweile die Fahrer um uns herum. Und es ergeben sich tolle Gespräche und Geschichten. Die Freundschaften die bei solchen Etappenrennen entstehen finden wir wunderbar.

Nadja troger

Oben angekommen erwartet uns die zweite Verpflegungsstation und der deutlich erkennbare Landschaftswechsel. Noch ein letzter Pass nach oben und wir erreichen den tollen Aktiv-Ort und Radsportler-Ort Livigno.

Livigno erinnert mich sehr an meinen lieblings Ort Ischgl. Es ist eine tolle Stimmung dort und wunderschön. Bereits auf der Abfahrt nach Livigno war ich begeistert.

Pass

Vom Ziel weg haben wir noch weitere 4 Kilometer ins Hotel, die wir heute mit dem Fahrrad bewältigen – alles andere, als optimale Regeneration. Dazu kommt ein unwetterartiger, heftiger Niederschlag, sodass wir völlig durchnässt unser Hotel erreichen, in dem wir äußerst freundlich empfangen werden und erst einmal unsere Radsachen waschen und trocknen lassen.

Frisch geduscht gehen wir zum Mittagessen und gönnen uns Pizza und Nudeln in diesem schönen Alpenstädtchen. Mit vollem Bauch nutzen wir den freien Nachmittag zu einem erholenden Mittagsschlaf, bevor wir Abends erneut in ein Restaurant zum Essen gehen.

Etappe 3

Etappe 4: Livigno – Aprica (107,33km, 2.440Hm, Level 4/5)

Erneut bekommen wir ein typisch italienisches Frühstück und haben heute zum ersten Mal gelegentliche Regenschauer angesagt. Bereits am Vorabend haben wir deshalb unsere extra gekaufte, gute Northwave Regenjacke eingepackt. Aufgrund der dennoch relativ warm angesagten Temperaturen tragen wir neben der zusätzlichen Jacke nur einen weiteren Baselayer.

Der Morgen ist etwas frisch und so starten wir zum ersten Mal bereits in der Regenjacke in den heutigen Tag, der mit einer 50 Kilometer langen Abfahrt wieder die Möglichkeit zur Erholung bietet. Leider beginnt es schon in den ersten beiden Pässen, zu regnen.

Regen etappe

Unsere Jacken halten dicht, der Regen ist nicht allzu stark und unsere Beine fühlen sich sehr gut an! Nach nur etwa einer Stunde haben wir bereits beide Pässe, Passo D´Eira und Passo Foscagno, absolviert und die Gipfel bei 8 Grad Celsius und inzwischen starkem Dauerregen, erreicht. Es geht in die ersehnte, 50km lange Abfahrt. Bei diesen Voraussetzungen allerdings kein Spaß und mit unserer leichten Bekleidung eine Gefährdung für die Gesundheit.

Nach 7km Abfahrt spüren wir unsere Hände und Finger nicht mehr, das Wasser steht komplett in den Schuhen und schiebt sich eiskalt in jeder Kurve mit Belastung auf dem Pedal zwischen die Zehen. Ich hätte nicht mehr sagen können, ob ich bremse oder nicht, alles war taub und so entschieden wir uns schweren Herzens, aber komplett durchgefroren, uns nach knapp 1,5 Stunden in ein Café zu retten, um uns bei zwei Tassen Tee und Kaffee aufzuwärmen, in der Hoffnung, dass der Regen nachlässt.

Das war jedoch nicht der Fall und wir telefonierten mit dem Race Office, von dem wir die Info bekamem, dass es durchgehend bis in den Zielort regnet. Damit war für uns klar, dass diese Etappe hier für uns endet. Wir warten noch etwas über eine Stunde im Café, bevor uns der informierte Besenwagen einsammelt, bereits mit Fahrerinnen und Fahrern gefüllt. Im weiteren Verlauf bekommen wir eine weitere Fahrerin, komplett unterkühlt und erstversorgt aus dem Krankenwagen überstellt und wechseln das volle Shuttle am Fuße des legendären Montiorolo, um dieses für weitere Fahrer freizumachen.

Etappe 4

Etappe 5: Aprica – Castione della Presolana (95,79km, 2.717Hm, Level 5/5)

Im bekannten Bergdorf und Etappenort des Giro d´Italia Aprica starten wir die fünfte Etappe wieder bei bestem Wetter auf den Strecken des Giro d´Italia nach einer kurzen Abfahrt mit dem nächsten Pass. Auch heute haben wir wieder gute Beine, gutes Wetter und gute Laune. Sowohl die schöne Landschaft entlang der Strecke, als auch die Strecke selbst mit den Spuren des Giro und dem dafür frisch asphaltieren Strecken erfreuen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour Transalp.

Aprica

Die Abfahrten dafür sind herausfordernd, teilweise sehr eng und kurvig mit Schlaglöchern, wechselnden Fahrbahnbelägen und zum Teil nassen Stellen gesäumt. Hier kommt es zu schweren Stürzen mit kurzzeitiger Streckensperrung für die Rettung. Gute Besserung an die betroffenen Fahrer. Wir kommen gut durch und sind froh, den nächsten Anstieg ohne Sturz und Defekt zu erreichen.

Die atemberaubende Berglandschaft mit Bergwiesen und frischen Kräutern und Pflanzen entschädigen für den 14%igen Anstieg. Diese Etappe zählt definitiv zu unseren Highlights! Mit einer guten Gruppe fahren wir ein in den neuen Zielort Castione della Presolana, wo wir uns am Tour-Zelt eine Bratwurst holen und in der Chillout Area entspannen.

Pass aprica

Wieder liegt unser Hotel außerhalb des Ortes, oberhalb am Berg und zum „Meet&Eat“ sind es vom Ziel etwa 30 Minuten zu Fuß, ein Shuttle gibt es nicht. Freundlicherweise übernimmt der Besenwagen den Shuttle ins Hotel, da wir heute im gleichen Hotel eingebucht sind.

Etappe 5

Etappe 6: Castione della Presolana – Valle del Chiese ( 118,57km, 3.237Hm, Level 5/5)

Zum ersten Mal haben wir wirklich schwere Beine.

Heute sind auch deutlich weniger Fahrerinnen und Fahrer am Start. Das Feld ist geschätzte 20-30% kleiner, als die Tage zuvor. Auch in unserem Hotel treffen wir Fahrer, die diese Etappe komplett auslassen.

Übrigens: Einmal darf man eine Etappe aussetzen und bleibt dennoch in der Wertung. Verbucht werden in dem Fall 9 Stunden (8Std. max. Renndauer + 1 Std. „Zeitstrafe“).

Vom Hotel rollen wir mit unseren Rennrädern hinab zum Start auf die längste Etappe mit 118km. Das Wetter und die Landschaft sind erneut hervorragend, unsere Beine jedoch nicht und so beenden wir diese Etappe im langen Anstieg nach etwa 45 Kilometer.

An diesem Tag spürte ich mein mangelndes Bergtraining. Lange Einheiten hatte ich viele, allerdings haben mich die Berge total zermürbt.

Den ersten Pass schafften wir noch. Und ich hatte das Gefühl wir können den Tag schaffen! An der Verpflegungsstation gab es ordentlich Futter aber der 30 Kilometer Pass war einfach zu steil für meine Übersetzung.

Im Laufe des Anstiegs kommen weitere Fahrer hinzu, andere sind bereits zuvor ausgestiegen.

Im Ziel überlegen wir uns ernsthaft, verfrüht abzureisen. Unsere für heute organisierte Unterkunft liegt 40 Minuten mit dem Auto vom Start- und Zielort entfernt… So kommen wir weder zum Duschen, noch bekommen wir an diesem Tag etwas warmes zu Essen.

Dieses Desaster fällt wieder zurück auf den Besenwagen, der uns ausnahmsweise zur Unterkunft bringt und diese TorTour nach dem längsten Tag gegen 19:30 Uhr mit uns auf sich nimmt. Vielen Dank dafür, anders wären wir in den Bergen nie angekommen. Züge oder ÖPNV gibt es hier nicht.

Im Unterkunftsort angekommen landen wir in einem privaten 2 Zimmer Appartement mit zuvorkommendem Gastgeber, aber ein Restaurant oder etwas zu Essen gibt es im ganzen Ort nicht. So haben wir in der einzigen Bar des Ortes die Wahl zwischen Toastbrot mit Käse oder Toastbrot mit Schinken.

An diesem Tag sind wir wirklich der Verzweiflung nahe…

Etappe 7: Valle del Chiese – Arco (70,44km, 1.499Hm, Level 3/5)

Für den letzten Tag wurde uns nach einer Beschwerde vom Veranstalter ein Shuttel in Aussicht gestellt, das uns und zwei weitere Fahrer von unserer Unterkunft in 40 Minuten Fahrtzeit zum Start bringen sollte.

Wenig überraschend, ist vom Shuttle keine Spur, ein Taxi gibt es in dem Ort auch nicht. Der Gastgeber organisiert uns mit seiner Frau zusammen ein Shuttle, das uns immerhin zum Start bringen konnte. Dort angekommen fällt der Startschuss, als wir noch fernab der Strecke aus dem Shuttle-Bus ausstiegen.

Um uns nicht schon wieder aufzuregen waren unsere Erwartungen und Ansprüche inzwischen soweit gesunken, dass wir einfach nur noch das Ziel hatten, hier weg zu kommen, um unser Leben wieder selbst im Griff zu haben, und zwar schnellstmöglich: Das war mit dem Fahrrad.

Lago d idro

Wir haben wieder super Wetter und müde, aber gute Beine und fahren diese letzte Etappe mit guter Pace zu Ende. Die einzigartige Berglandschaft sowie die schöne Strecke lassen den Ärger vergessen und uns genießen. Wir starten eben und in eine flache Abfahrt. Heute stehen nur noch zwei Pässe und ein kurzer Anstieg auf dem Programm.

Die Beine wissen heute genau was zu tun ist. Etwas spät 😉 aber trotzdem klasse! Gemeinsam arbeiten wir uns heute als Team durch das Rennen. Auf der Ebene geben wir Gas, am Berg bekomme ich auch Unterstützung durch Sandro. Durch das Gewinner Team lernen wir, an der Satteltasche heben klappt super, und ist nicht so anstrengend wie schieben.

Diese letzte Etappe ist eine tolle Genusstour! Wir erkennen bereits die Region um den Gardasee wieder, die Berge werden flacher und grüner, die Temperaturen wärmer. Die zweite Verpflegungsstation lassen wir heute aus und fahren weiter in Richtung Arco und Gardasee, vorbei am Lago di Tenno, einer azurblauen Lagune.

Gardasee

In der letzten Abfahrt empfängt uns schon das mediterrane, warme Klima wie in einer Art Fön. Die Vögel zwitschern und ein Hauch süßlichen Lebens fliegt uns entgegen. Und da ist er: Der Gardasee! Erkennbar schon etwa 10 Kilometer vor dem Ziel fahren wir dem erfrischenden Nass entgegen. Noch ein Foto mit Aussicht und weiter abwärts nach Arco, die Burg ist schon zu sehen.

Geschafft! Wir erreichen das kleine, uns bekannte Städtchen Arco und sind super happy über die unzähligen Eindrücke und faszinierenden Erlebnisse. Das war ein grandioser und kurzweiliger Trainingsblock. Ich freue mich schon auf den Trainingseffekt nach dem Tapern! 😊

Etappe 7

Fazit zur Tour Transalp: definitiv zu empfehlen.

Die Strecke mit Landschaft, Absicherung, Ausschilderung und Verpflegung ist hervorragend, die Organisation und Logistik eine reine Katastrophe.

Insgesamt hatten wir eine atemberaubende Tour.

Die Strecken sind wirklich toll! Du kannst die Alpen hautnah erleben und mit jedem Tag die landschaftliche Veränderung beobachten. Wer mag, kann sich an den legendären Bergpässen messen und Rennfieber der großen Rundfahrten schnuppern. Das Gefühl, de Alpen mit eigener Muskelkraft auf dem Rad zu überwinden, ist jede Mühe wert. Spätestens, wenn sich der Blick auf den Gardasee eröffnet.

Entlang der Strecke bekommt du ausgezeichneten Support! Für die Ersten ist die Strecke gesperrt, für die hinteren wird sie bedarfsweise gesperrt, ist aber permanent durch Streckenposten und Polizei, Führungsfahrzeug, Krankenwagen und Besenwagen sehr gut abgesichert und perfekt ausgeschildert. Support bekommst du auch von radsportbegeisterten großen und kleinen Zuschauern. Alle Helferinnen und Helfer entlang der Strecke sind hochmotiviert und unterstützen bestmöglich, wo immer möglich.

An den Verpflegungsstationen bekommst du durchgehend Kuchen, Orangen, Nüsse, Kartoffeln, Melone, Ananas, Iso und Wasser. Im Fahrerfeld befinden sich mehrere Rettungsfahrzeuge und technischer Support von zwei Specialized-Multivans sowie einer Motorradstaffel für Rettung, Absicherung und technischem Support. Kleine Defekte können sofort behoben werden, auch ein kompletter Fahrradwechsel ist im worst Case möglich.

Deine abgegebene Tagestasche erwartet dich im Ziel, das Gepäck landet im Idealfall direkt in deiner Unterkunft. Die Faszination der Alpen können wir definitiv nachempfinden und mit der richtigen (eigenen) Vorbereitung kann die Tour Transalp auch neben der Strecke Spaß machen.

Damit die Tour Transalp für dich ein voller Erfolg wird, hier meine Tipps zur Vorbereitung:

  1. Training anpassen: Starte etwa ein Jahr vor der Tour Transalp mit deinem Training. Große Umfänge, viele Einheiten und spätestens ab Januar des Tour-Jahres mit bergspezifischen Trainings. Und simuliere gelegentlich 7 Renn-/Trainingstage ohne Ruhetag.
  2. Organisiere dich selbst! Buche dir selbst etwa ein Jahr im Voraus die Unterkünfte direkt an der Start- und Ziellinie und/oder organisiere dir privaten Support von Family & Friends mit eigenem Shuttle. Deine Regeneration wird es dir danken.
  3. Verpflegung und Regeneration: Schaue bei der Wahl deiner Unterkunft neben der Lage auch nach dem Frühstück. Von typisch italienischen Frühstücks kann dein Körper nicht lange zehren. Und plane deine Regenration.
  4. Anreise & Akklimatisierung: Reise zwei bis drei Tage vor Rennstart an, wenn du nicht aus der Höhe kommst, um dich an Höhe und ggf. Hitze zu gewöhnen.
  5. Technisches Setup: Mach dein Bike fit und checke vor allem die Übersetzung. Schaffst du es, mit deiner aktuellen Kassette, zwei bis drei Stunden am Stück komfortabel bei guter Trittfrequenz bergauf zu treten? Dich erwarten regelmäßig Steigungen von 10-14%.

Viel Spaß beim Training, wir starten jetzt eine Woche Erholungsurlaub! 😉

Hast du noch Fragen rund um deine Teilnahme an der Tour Transalp? Nutze gerne die Kommentarfunktion!

17 Comments

  • Reply Marcel Steffen 14. Juli 2022 at 19:16

    Hi Lelia, Dankeschön für Deinen Bericht. Ich bin diese Tour auch mitgefahren. Als Du Deine Freundin getroffen hast bin ich öfter bei Euch auf der Höhe mitgefahren. Ich hatte den großen Rucksack immer auf. Der hat mich auch bei dem Regentag gerettet, weil ich meine warmen Sachen anziehen konnte. Den Hinweis aus dem Infobrief mit den warmen Sachen habe ich sehr ernst genommen, weil es meine erste Transalp war. Sie war wirklich hart und es war schön mit Deinen Beschreibungen die Tour erneut zu „fahren“. Schade, dass Du mit den Hotelzimmern so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Ich hatte das HOST Übernachtungspaket gebucht und war voll damit zufrieden. Es gab keinerlei Störungen. Viele Grüße und noch eine gute Zeit! Marcel

    • Reply Miss.lk.sunshine 19. Juli 2022 at 10:29

      Hey Marcel, freut mich von dir zu hören! Ja klar erinnere ich mich :). Ja das war ein toller Moment 😍damit hatte ich wirklich gar nicht gerechnet. Ja das hast du wirklich genau richtig gemacht! Das ist super zu wissen, auch für die Teilnehmer des nächsten Jahres. Hab einen wunderbaren Sommer. Jetzt kommt ja geballte Hitze auf uns zu

  • Reply Wolfgang Braunschmidt 15. Juli 2022 at 20:35

    Traurig. Was seid ihr für Verwöhnte. Wir sind früher mit dem Rennrad und Rucksack die Alpenpässe gefahren und hsben uns völlig erschöpft eine Unterkunft gesucht. Auch das Essen mussten wir selbst organisieren. Das waren noch echte Abenteuer. Wir hatten auch nicht das Geld. So etwas Künstliches ist abartig. Wo bleibt das Abenteuer.

    • Reply Miss.lk.sunshine 19. Juli 2022 at 10:27

      Lieber Wolfgang, das war sicher ein riesen Abenteuer 🙂 schön dass dir so etwas gefällt :). Menschen sind eben unterschiedlich. Wenn ich als Pressevertreterin abends noch arbeiten muss, brauche ich persönlich kein Abenteuer mehr 🙂 aber jeder wie er mag. Hab einen tollen Sommer mit vielen Radtouren. Lelia

  • Reply Michael Schneider 19. Juli 2022 at 19:34

    Oh je, was für eine Organisation! Habt ihr dafür was bezahlen müssen? Die Berge sind toll, bin vor 30 Jahren schon mal durch gefahren, nie mehr habe ich mir geschworen, wegen dem Verkehr. Letztes Jahr, Dolomiten, dann doch nochmal Anlauf genommen, nur hingefahren, da war die Hölle los, gleich weiter gefahren. Viel Spaß auf den weiteren Touren. MfG Michael

    • Reply Miss.lk.sunshine 25. Juli 2022 at 10:26

      Ja das kann man so sagen 😀 Ja kann ich sehr gut verstehen ! Ich würde gerne den Stelvio noch einmal an einem Autofreien Tag fahren, und einer kleineren Übersetzung auf dem Bike 😀 Dolomiten sind aber mit dem MTB wunderschön. Fährst du das auch?

  • Reply Andreas 26. Juli 2022 at 14:10

    Schöne Tour. Bin bisher nur mit Zelt und Mountainbike in 3 Tagen entspannt ex Garmisch zum Lago gefahren

    • Reply Miss.lk.sunshine 27. Juli 2022 at 9:41

      Wow ! Tolle Leistung, das klingt auch sehr spannend, aber sicherlich auch nicht so einfach alles in den Radtaschen unterzubekommen. Das ist das schöne am Biken. Man sammelt immer tolle Erfahrungen und lernt nette Menschen kennen.

      • Reply Andreas 27. Juli 2022 at 9:49

        Ach wo, hatte alles in einem großen Rucksack drin. Zelt, Schlafsack, Verpflegung, Klamotten. Aber der Rucksack war dann schon schwer ✌️

        • Reply Miss.lk.sunshine 28. Juli 2022 at 9:34

          Das kann ich mir gut vorstellen. Ich glaube da würde ich von Proviant vom Bäcker leben und mir das Gewicht sparen 😀

  • Reply Heinz-Willi Reif 27. Juli 2022 at 8:00

    Toller Bericht, danke dir.
    Bin die Transalp 2019 gefahren
    Herrlich war’s.
    Damals hatte ich über den Veranstalter das etwas hochwertigere Hotel Paket gebucht und da hat der Shuttlebus Service gut funktioniert. Schade, dass du so ein Pech hattest. Werde die Transalp nochmal einplanen 😀

    • Reply Miss.lk.sunshine 27. Juli 2022 at 9:43

      Dankeschön! Ja das glaube ich, war sicher herrlich. Die Strecke bekommt von mir auch definitiv 10/10 Sterne :). Na wer weiß, vllt buchen wir es irgendwann noch einmal selbst und genießen es dann. Vllt lernen wir uns dann noch kennen 🙂

  • Reply Thomas Hannss 29. Juli 2022 at 9:04

    Schöner Bericht, danke dass du genau beschreibst was nicht gut organisiert war.

    • Reply Miss.lk.sunshine 29. Juli 2022 at 11:20

      Vielen Dank. Alles in allem war es wirklich schön, aber manche Dinge haben es unnötig schlecht gemacht. Die Tour an sich war aber wirklich ein Traum ! Die Tage vergingen komplett im Flug 🙂

  • Reply Uwe Küpmann 23. September 2022 at 14:02

    Ich bin mit meinem Bruder 2016 gefahren wir haben mit 300 Leuten in Turnhallen übernachtet das Essen war super die Strecke ein Traum wir werden es sicherlich noch mal machen nie würde wir Hotels buchen da bekommst du doch nur die Hälfte vom ganzen mit L.G. Uwe

    • Reply Miss.lk.sunshine 24. September 2022 at 10:30

      Hallo Uwe, fandest du die Strecke auch so traumhaft? So schöne Berge, oder naja generell Berge, haben wir in Jena leider nicht. Ich hab das auch schon gemacht, bspw. Israel Samarathon. Aber dieses Jahr zur Transalp war ich als Reporterin, da muss ich abends noch schreiben und Fotos hochladen etc. Ebenso habe ich von super vielen Teilnehmern aus den Massenlagern danach die Corona News bekommen. Das muss aktuell nicht sein 🙂

  • Reply Schwangerschaft und Radsport – Das erste Trimester , Lelia König 8. Februar 2023 at 17:56

    […] hatte ich mit enormer Müdigkeit zu kämpfen. In Schwangerschaftswoche 6 bin ich die siebentägige Tour Transalp gefahren und danach ging es rapide bergab. Von einem Tag auf den anderen war ich hundemüde und kam […]

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