“If your dreams don’t scare you, they aren’t big enough.”
Ein Satz den ich in vielen Bereichen meines Lebens eindeutig befolge.
Am 26.02.2022, habe ich mich erneut einer großen Herausforderung gestellt, und meine Grenzen ausgetestet.
Seit einem Jahr, habe ich bereits das Ziel, an einem Skimarathon teilzunehmen.
Für mich in freistil Technik. Die klassische Langlauftechnik habe ich bisher noch nicht ausprobiert.
Diesen Wettkampf wollte ich einfach zum Spaß machen, um über den Winter fitzubleiben und meine Kondition zu verbessern.

Über zwei Jahre bin ich auch Crossrennen im Winter gefahren. Allerdings war dies für meine Motivation langfristig nicht die beste Variante. Ich brauche auch immer eine fahrradfreie Zeit. In dieser mache ich gerne Crossläufe, Langlaufen oder auch eine Schwimmeinheit.
Im Dezember und Januar habe ich mein Training stark auf Grundlagen im GA 1 und GA2 Bereich begrenzt. Zweimal habe ich auch an einem Zwift-Rennen teilgenommen. Aktuell ist mein Puls aber noch sehr hoch, deshalb werde ich auch die nächsten Wochen noch meinen Fokus auf die Grundlagen legen.
Erstes Skilanglauf-Rennen: Meldung zum internationalen Kammlauf
Als ich den Kammlauf entdeckt habe, habe ich aller Vernunft zum Trotz direkt zwei Startplätze für Sandro und mich gebucht.
Am 26.02.2022 war es endlich so weit. Der internationale Kammlauf feierte sein 50-jähriges Jubiläum und wir waren dabei. Mit verschiedenen Läufen am Samstag und Sonntag gab es für jeden die passende Distanz. Von Kindern bis SeniorInnen war hier jeder gut aufgehoben.
Der Familienlauf bot eine Distanz von 5 oder 10 Kilometern. Der Volkslauf dagegen war mit 26 Kilometern und über 400 teils steilsten Anstiegen, zumindest für mich, eine wunderbare Herausforderung.
Sandro war anfangs für eine kurze Distanz, ich dagegen wollte mir mit den 26 Kilometern eine richtige Challenge setzen, da ich bisher, glaube ich, auch noch nie mehr als 20 Kilometer gelaufen bin.
Wie in einer guten Beziehung üblich, haben wir dann einen Kompromiss geschlossen und sind die 26 Kilometer gelaufen. 😉

Gute Vorbereitung ist alles!
Der größte Unterschied zu einem Radrennen lag für mich in der Vorbereitung. Die Vorbereitung ging deutlich schneller. Und mit nur 2 Taschen waren wir bereits fertig für das Rennen.
Am Tag vor dem Rennen wurde das Holmenkol Bügeleisen angeworfen und die Ski heißgewachst. Wir bevorzugen immer noch Heißwachs gegenüber flüssigem Wachs, nutzen allerdings auch Flüssigwachs, wenn es schnell gehen muss.
Mit dem Heißwachs und dem Wachsblock wird Stück für Stück der Ski betropft und anschließend mit dem Bügeleisen verteilt und in den Ski eingearbeitet. Ein Bügeleisen mit Temperaturregler ist sehr zu empfehlen, da du dadurch das Wachs bei der perfekten Temperatur auftragen kannst.
Nach dem Auftragen lässt du das Wachs ein paar Stunden einwirken. Das Wachs kannst du dann problemlos mit deiner Holmenkol Spachtel wieder abschaben. Wichtig: Mit speziellem Werkzeug kannst du am Schluss die Rille in der Mitte deiner Ski noch vom Wachs befreien.
Abgesehen von Langlauf-Ski, Skistöcken, Schuhen und deiner Kleidung braucht es hier gar nicht viel. Zumindest keinen Werkzeugkoffer, Ersatzlaufräder, CO2 Kartuschen und so weiter 😉
Verpflegungsstrategie im Skilanglauf
Dafür spielt auch hier die Verpflegung eine genauso wichtige Rolle. Wichtig ist, zu bedenken, dass der Körper durch die Kälte noch mehr Energie verbraucht. Leider kommt der Durst und Hunger bei vielen Menschen im Winter nicht so deutlich hervor wie im Sommer, wodurch eine bewusste Verpflegung noch wichtiger wird.
Über deine Leistungsdiagnostik kannst du deine Kohlenhydratzufuhr bis aufs Gramm bestimmen lassen. Solltest du dazu aktuell diese Möglichkeit nicht haben, gilt als Faustformel 1g Kohlenhydrate pro Stunde pro Kilogramm Körpergewicht.
Beispielsweise du wiegst 60 Kilogramm, dann benötigt dein Körper ca. 60 Gramm Kohlenhydrate in der Stunde.
Durch die besondere Konstellation von Stöcken und Handschuhen, empfehle ich die Gels von Dextro Energy. Dank der Quetschie Eigenschaft und der extrem flüssigen Konsistenz sind sie gerade im Winter für die Rennen perfekt geeignet.

Der Start des Kammlaufes
Der Start des Kammlaufs war um 11 Uhr für unsere 26 Kilometerrunde. Dadurch konnten wir von Jena ganz entspannt am Morgen anreisen. Für mich als Baden-Württembergerin ist es immer eine Freude, neue Orte in meiner neuen Heimat kennenzulernen.
Extra für den Kammlauf war an diesem Samstag ausschließlich Freistiel gespurt. Normalerweise kommen hier aber klassische Läufer genau wie Skater auf Ihre Kosten.
Bereits bei Ankunft herrschte großer Trubel an skibegeisterten Sportlern. Der Gastgeberverein VSC Klingental hatte sich große Mühe gegeben und einen großen Startbereich, inklusive Sprecher und Verpflegungsstation sowie Festzelt, aufgebaut.
Am Start standen fast 300 Skibegeisterte, vor Corona erreichte der Verein zum Teil 1500 Teilnehmer. Dies tat der Stimmung allerdings keinen Abbruch und alle Athleten waren voller Vorfreude. Gestartet wurde in zwei Startblöcken. Die schnellen Athleten und Profis vorn, die Volksläufer im zweiten Block.
Als der Startschuss fiel, gab es direkt ein wildes Getümmel, welches nach wenigen hundert Metern am Berg direkt beendet wurde und durch einen Stau ersetzt. Das Getümmel löste sich aber in der Startgeraden rasch wieder auf und die Läufer positionierten sich schnell in dem großen Starterfeld an ihrer Position.
Hektischer Start – Rennfieber – Motivation
Typisch – durch das Rennfieber angestachelt – bin ich den ersten Berg für mich doch etwas zu schnell angegangen. Bereits am ersten Berg standen viele Zuschauer, die uns Sportler kräftig anfeuerten und motivierten.
Durch die Kombination der 26km-Sportler mit den 10 Kilometer LäuferInnen kam eine tolle Rennstimmung auf.
Da ich bisher die Kammloipe noch nicht kannte, war ich super gespannt auf die Landschaft. Die Loipen waren anfangs sehr breit und zum Teil auch richtig steil. Das stellte mich vor eine Herausforderung, die ich meistern musste. Bereits am ersten Berg war mein Puls bei knapp 200.
Also galt es, die Ebene zum Erholen zu nutzen. Das Laktat stand mir wortwörtlich direkt in den Beinen. Aber nach einem Kilometer war noch nicht an das Ziel zu denken 😀
Durch die Erholung auf der Ebenen und die bessere Einteilung bei den kommenden Anstiegen wurde es auch Stück für Stück besser.
Ski-Newbies: Luft nach oben
Da es mein erster Skiwettkampf war, war ich sehr geduldig mit mir, und versuchte mir alle Verbesserungspotentiale zu merken um mich hier zu verbessern. Auch bei Sandro gab es hier etwas 😉 Wenn man seine Sport Uhr seit einem Jahr im Schrank liegen hat, sollte man sie davor einmal ausprobieren. Damit es mit dem GPS suchen auch klappt 😉
Bei mir wäre es vorteilhaft, eine Sportuhr zu nutzen. Mit meinem Bikecomputer in der Tasche war nur ein Raten möglich, wo ich mich aktuell befinde. Der 13 Kilometer-Wendepunkt war anfangs mein einziger Anhaltspunkt.
Doch bereits nach wenigen Kilometern kam eine Verpflegungsstation mit gut gelaunten VerpflegerInnen und warmen Teebechern. Da ich noch nicht wirklich wusste, wie ich später an meine Flasche mit dem Dextro Energy Iso komme, war ich über den Tee wirklich froh.
Hier erkannte ich mein Learning Nummer zwei: Es wäre schlau gewesen, Trinkflasche rausholen und Stöcke von den Handschuhen abzuklippsen im Voraus geübt zu haben. Dafür war es nun aber zu spät. Im Verlauf des Rennens passierte mir aber genau dieser grobe Schnitzer. Beim Angeln meiner Trinkflasche aus dem Gurt, machte diese einen Abgang in den Schnee.
Tolle Langlaufbedingungen im Vogtland
Auf dem gesamten Track wurde es definitiv nicht langweilig. Die Loipe bot ständige Abwechslung, bergauf und bergab ging es durch die Wälder. Da ich immer wieder zu den Bedingungen in Oberhof für einen Skiurlaub befragt werde, kann ich nun noch eine weitere Gegend in meiner neuen Wahlheimat empfehlen.
Beim Rennen sind wir von Mühlleiten aus gestartet, alternativ kann aber auch in Johanngeorgenstadt eingestiegen werden.
Das Loipennetz bietet den Skifahrenden 36 Kilometer.
Große Ziele
In der Nähe von Johanngeorgenstadt war dann auch die erste Hälfte des Rennens geschafft. Mit zwei Frauen und einem Mann in der Gruppe machten wir uns auf den Weg zurück.
Laut Streckenposten hätten wir das schlimmste geschafft 😉 Im Nachhinein würde ich diese Aussage als Lüge bezeichnen. Zu dem Zeitpunkt wurde meine Motivation dadurch noch einmal angehoben. Zu diesem Zeitpunkt war mir endgültig klar, wie groß mein selbstgestecktes Ziel war. Und ich war hoch motiviert, es ins Ziel zu schaffen.
In diesem Jahr werden Sandro und ich sowohl die Tour Transalp mit dem Rennrad, als auch die Bike Transalp mit dem Mountainbike bestreiten. Dafür ist dieses mentale Durchhalten und nicht Aufgeben definitiv eine gute Übung.
Erschöpfung und Totalausfälle
Der Rückweg zeigte mir, dass ich sehr dankbar sein muss, dass es mir körperlich sehr gut ging, abgesehen von der Erschöpfung. Mehreren Teilnehmern ging es leider nicht mehr gut und sie wurden von Spaziergängern und Langläufern betreut und gemeinsam auf den Arzt gewartet. Ich hoffe, alle Teilnehmer sind mittlerweile wieder wohlauf.
Ab Kilometer 10 zum Ziel kam die perfekte Schlussmotivation. Jeden Kilometer kam ein Schild, mit der verbleibenden Distanz bis zum Ziel.
Und so quälte ich mich Stück für Stück bis ins Ziel. Leider kam ich nicht richtig an mein letztes Gel und so beschloss ich, dieses weg zu lassen. Mit Handschuhen und Stöcken ist das einfach deutlich schwieriger als auf dem Rad. Schlussendlich war das wohl die dümmste Entscheidung des Tages.
Bei noch 1.5 Kilometer zum Ziel kam endgültig der Mann mit dem Hammer und ich war grau bis zum geht nicht mehr.
Als die letzten 200 Meter Berg anstanden, dachte ich kurzzeitig wirklich daran, mich hier hinzusetzen und abholen zu lassen. Durch die Motivation eines weiteren Teilnehmers der mich noch bis ins Ziel brachte, habe ich es irgendwie geschafft.
Wie immer war der Leistungsunterschied zu Sandro riesig und so war er bereits eine Stunde im Ziel. Worauf ich mächtig stolz war! Er empfing mich mit bester Laune im Ziel.
Danach gab es direkt einen Protein Shake mit Schokolade von Dextro, um die Muskeln bei der Arbeit zu unterstützen. Da wir aber beide total ausgepowert waren, machten wir uns mit Bratwurst im Gepäck auf den Weg nach Jena.

Verdiente Erholung!
Am nächsten Morgen ging es für uns nach fünf Stunden Schlaf direkt nach Berlin zum Flughafen, um nach Lanzarote zu fliegen. Denn jetzt startet für uns die Rennsaison 2022.
Kammlauf 2022, es war uns eine Freude! Wir sehen uns im nächsten Jahr.